Literatur und Revolution.
Rückblicke auf 100 Jahre Oktoberrevolution

Aus Tatjana Petzers Einleitung Weltsichten. Der Rote Oktober und die Literatur:

Allgemein wird unter ‚Weltsicht‘ die Betrachtung und Wahrnehmung der kontingenten Welt gefasst, die unterschiedliche Sichtweisen hervorruft und durch verschiedene Zeichensysteme (Sprache, Bild, Ton) repräsentiert, als eigene oder fremde Sicht spezifiziert und als solche auch relativiert werden kann. Die
Konstruktion der Weltsicht(en) eilt der Konstruktion der Welt voraus. In der gesellschaftlichen Praxis geht es, folgt man Pierre Bourdieu, um die „Durchsetzung der legitimen Weltsicht“, den Kampf sozialer Akteure (einer Klasse) um die symbolische Macht. Auch ohne das soziologische Raster auf die Literatur um 1917 zu legen, erscheinen die in den jeweiligen Repräsentationen verankerten positionsgebundenen
Weltsichten und die individuellen wie kollektiven Konstruktionsakte als Teil des Revolutionsdispositivs. Vom Einzeltext bis zum institutionalisierten Aussagesystem figuriert Literatur nicht nur als Prisma zeitgenössischer Weltsichten, sondern ist vielmehr intervenierender Kommentar. […]

Der vorliegende Band Literatur und Revolution dokumentiert das gleichnamige Symposium, das am 7. November 2017 anlässlich des 100. Jahrestages der Oktoberrevolution unter Mitwirkung der Slavistik, Germanistik und Romanistik der Hallenser Universität stattgefunden hat.

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Sergej Birjukov, Dichter und Literaturwissenschaftler. Lehrbeauftragter an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Promotion mit der Arbeit Zeugma. Russische Poesie vom Manierismus zur Postmoderne (Russ., Moskau 1994). Habilitation zum Thema Formbildende Strategien der Avantgarde-Kunst in der russischen Kultur des 20. Jahrhundert (Russ., Moskau 2006). Verfasser der Monographien, in russischer Sprache, Theorie und Praxis der russischen poetischen Avantgarde (Tambov 1998), Die Poesie der russischen Avantgarde (Moskau 2001), Roku ukor (Moskau 2003), Avantgarde: Module und Vektoren (Moskau 2006), Amplituden der Avantgarde (Moskau 2014).

Thomas Bremer, Professor für Iberoromanistik und Direktor des Zentrums für Lehrerbildung (ZLB) an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Ehrendoktorwürde der Universität Szeged/Ungarn (2013). Habilitation mit einer Arbeit zum Theater und Fest im kolonialen Mexico, mit Manuskriptedition (Giessen 1994). (Mit-) Herausgeber von Zibaldone. Zeitschrift für italienische Kultur der Gegenwart (Stauffenburg Verlag Tübingen), América Latina: cruce de culturas y sociedades. La dimensión histórica y la globalización futura (Actas del II. Congreso Europeo de Latinoamericanistas) (Halle 2000), Modes de lecture dans l’Europe des Lumières / Processes of Reading in Enlightenment Europe (Montpellier 2006), Lire l’autre dans l’Europe des Lumières / Reading the Other in Enlightenment Europe (Montpellier 2007), Vernunft, Religionskritik, Volksglauben in der Aufklärung: Wissenszirkulation und Öffentlichkeit in den deutschsprachigen Gebieten (Halle 2013), Patriotismus – Kosmopolitismus – Nationalismus: Entstehung und Entwicklung einer deutschen Gemengelage 1756-1815 (Halle 2013), History and Histories in the Caribbean (Madrid/Frankfurt 2001), Materialitätsdiskurse der Aufklärung: Bücher – Dinge – Praxen (Halle 2016).

Yvonne Drosihn, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Seminar für Slavistik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Promotion mit der Arbeit Literarische Russlandbilder: Konstruktion von Selbst- und Fremdbildern in der russischen und russlandbezogenen Literatur der Transformationszeit (Hamburg 2018). Mitautorin des Bandes Russland zwischen Ost und West? Gratwanderungen nationaler Identität (Berlin 2011, gemeinsam mit Gabriela Lehmann-Carli und Ulrike Klitsche-Sowitzki).

Steffen Hendel, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Neuere und neueste deutsche Literaturwissenschaft und am Lehrstuhl Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Promotion mit der Studie Den Krieg erzählen. Positionen und Poetiken der Darstellung des Jugoslawienkriegs in der deutschen Literatur (Göttingen 2018); mit Sebastian Löwe Das Elend der Kritik (Berlin 2014); Forschung und Lehre zur Kritik des Politischen und Ökonomischen in Literatur und Kunst.

Andrea Jäger, Professorin für Neuere und neueste deutsche Literaturwissenschaft am Germanistischen Institut der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg seit 2002; Sprecherin des interdisziplinären Promotionsstudiengangs Sprache – Literatur – Gesellschaft an der Philosophischen Fakultät II und Mitherausgeberin der seit 2012 erscheinenden Schriftenreihe Reflexionen des Gesellschaftlichen in Sprache und Literatur. Autorin u.a. der Monographien Der Dramatiker Peter Hacks. Vom Produktionsstück zur Klassizität (Marburg 1986), Schriftsteller aus der DDR. Ausbürgerungen und Übersiedlungen von 1961 bis 1989, Bd. 1: Autorenlexikon, Bd. 2: Studien (Frankfurt/M., Bern 1995 und 1996), Conrad Ferdinand Meyer. Zur poetischen Auflösung des historischen Sinns im 19. Jahrhundert (Tübingen 1998), Mitherausgeberin u.a. von Masse Mensch. Das ‚Wir‘ – sprachlich behauptet, ästhetisch inszeniert (Halle 2006) und Zwischen autobiographischem Stil und Autofiktion. Narrative Funktionen und Identitätskonstruktionen der Figur des Ich-Erzählers in der Gegenwartsliteratur (Halle 2012). Zurzeit Arbeit an der Erforschung der gesellschaftlichen und kulturellen Transformation nach 1945.

Anna Jouravel, wissenschaftliche Mitarbeiterin (bis Oktober 2018) und derzeit Lehrbeauftragte am Seminar für Slavistik (Sprachwissenschaft) der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Forschungsschwerpunkte in Sprachgeschichte, Editionsphilologie sowie der Rezeption patristischer Literatur in der Slavia orthodoxa. Mitarbeiterin im Forschungsprojekt „Über Gott und mit Gott sprechen“ (gefördert von der Alexander-von-Humboldt-Stiftung, Leitung Prof. Dr. Swetlana Mengel, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg / Kasaner Medizinische Universität). Promotion mit einer Kommentierten Neuedition der „Kniga Palomnik“ des Antonij von Novgorod (Halle 2018).

Eva Kowollik, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Seminar für Slavistik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. 2012 Promotion mit einer Arbeit zu Geschichte und Narration. Fiktionalisierungsstrategien bei Radoslav Petković, David Albahari und Dragan Velikić (publ. 2013). Mitherausgeberin der Bände (Südost-)Europa: Narrative der Bewegtheit (2017, mit Gabriela Lehmann-Carli und Tatjana Petzer) und Schwimmen gegen den Strom? Diskurse weiblicher Autorschaft im postjugoslawischen Kontext (2018, mit Angela Richter und Tijana Matijević).

Gabriela Lehmann-Carli, Professorin für Slavische Philologie/Literaturwissenschaft an der der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Habilitation mit einer Arbeit zu N. M. Karamzins Aufklärungsrezeption (Potsdam 1997). Seit 2006 Herausgeberin, gemeinsam mit Prof. Jekatherina Lebedewa (Heidelberg), der Reihe „Ost-West-Express. Kultur- und Übersetzung“ bei Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur in Berlin; (Mit)Autorin und (Mit)Herausgeberin u.a. von Anthropologische Konzepte in der russischen Literatur (2008); Russland zwischen Ost und West = Gratwanderungen nationaler Identität (2011), Empathie und Tabu(bruch)in Kultur, Literatur und Medizin (2013); Empathie im Umgang mit dem Tabu(bruch). Kommunikative und narrative Strategien (2014); Zereißproben: Trauma – Tabu – EmpathieHürden (2017). Konzipierung und Durchführung von Workshops und Tagungen des „Interdisziplinären Forschungskreises Empathie – Tabu – Übersetzung“ (IFETÜ).

Swetlana Mengel, Professorin für Slavische Philologie/Sprachwissenschaft, Direktorin des Seminars für Slavistik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Mitglied der Internationalen Kommission für slawische Wortbildung beim Internationalen Slawistenkomitee. Promotion (1985) an der Moskauer Staatlichen Lomonosov-Universität, Habilitation (1996) an der Humboldt-Universität zu Berlin. Forschungsschwerpunkte: allgemeine und slavistische Theorie der Wortbildung; Alternative Konzepte westeuropäischer Grammatikschreiber zu russischer (Standard)Sprache im 17. – frühen 18. Jh.; Entwicklung und Besonderheiten der russischen Sprache in Diaspora. Autorin von über 150 wissenschaftlichen Publikationen, darunter 14 Bücher (Monographien und Editionen), Mitherausgeberin der Schriftenreihe Slavica Varia Halensia (z. Zt. 13 Bände). Wichtige Buchpublikationen: Slavische Wortbildung im Vergleich: Theoretische und pragmatische Aspekte (Berlin 2014), Slavische Wortbildung: Semantik und Kombinatorik (Münster u.a. 2002), Wege der Herausbildung der Wortbildungsnorm im Ostslavischen des 11.–17. Jahrhunderts (Frankfurt/M. u.a. 1997).

Tatjana Petzer, Dilthey-Fellow der VolkswagenStiftung am Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin, Leiterin des Projekts „Wissensgeschichte der Synergie“. 2017/18 Vertretung der Professur für Slavistische Kulturwissenschaft am Seminar für Slavistik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Promotion mit einer Arbeit zu Geschichte als Palimpsest. Erinnerungsstrukturen in der Poetik von Danilo Kiš (Frankfurt/M. 2006). Mitherausgeberin u.a. der Bände Namen. Benennung – Verehrung – Wirkung. Positionen in der europäischen Moderne (Berlin 2009), Ordnung pluraler Kulturen. Figurationen europäischer Kulturgeschichte, vom Osten her gesehen (Berlin 2013), Synergie. Kultur- und Wissensgeschichte einer Denkfigur (Paderborn 2016) sowie Herausgeberin des Interjekte-Themenhefts Unsterblichkeit. Geschichte und Zukunft des Homo immortalis (ZfL Berlin 2018).

Angela Richter, Professorin für Südslavistik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (1994–2017). Habilitation mit einer Arbeit zur Serbischen Prosa nach 1945. Entwicklungstendenzen und Romanstrukturen (München 1991). Herausgeberin (mit S. Mengel) der Slavica Varia Halensia; Mitherausgeberin u.a. der Bände Geschichte (ge- )brauchen. Literatur und Geschichtskultur im Staatssozialismus: Jugoslavien und Bulgarien (Berlin 2006), D. I. Tschižewskij. Impulse eines Philologen und Philosophen für eine komparative Geistesgeschichte (Berlin 2009), »Isochimenen«. Kultur und Raum im Werk von Isidora Sekulić (München u.a. 2012), Der Erste Weltkrieg – La Grande Guerre – The Great War – Veliki rat. Erinnerungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart (Berlin 2016), Schwimmen gegen den Strom? Diskurse weiblicher Autorschaft im postjugoslawischen Kontext (Berlin 2018). Übersetzerin von literarischen und Sachtexten.

Maxim Schuhmacher, Bachelorstudium in Russistik und Germanistik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, abgeschlossen mit einer russistischen Bachelorarbeit zum Thema Die Typik des Träumers in F. Dostoevskijs Weißen Nächten. Derzeit Masterstudent im Fach Slavische Sprachen, Kulturen und Literaturen im europäischen Kontext an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.