Zwischen autobiographischem Stil und Autofiktion.
Narrative Funktionen und Identitätskonstruktionen der Figur
des Ich-Erzählers in der Gegenwartsliteratur

Aus dem Vorwort:

Der Ich-Erzähler wird in der Forschung aus zwei Fragerichtungen betrachtet: Welche narrativen Funktionen erfüllt die mit ihm etablierte Erzählperspektive und was sind die Konstruktionsprinzipien der erzählten Ich-Identität? Die erste Frage, die nach den narrativen Funktionen des Ich-Erzählers, wird in der Regel an fiktionalen Texten aufgeworfen, die zweite, die nach der spezifischen Konstruktion der Ich-Identität, an Texten, die – im weitesten Sinne – als autobiographische zu lesen sind. Auffällig
ist, dass die Wahl dieser Untersuchungsperspektiven zumeist ein Entweder-oder bedeutet. […]

Um die Möglichkeit der Verknüpfung beider Untersuchungsperspektiven geht es den hier versammelten Aufsätzen. An autobiographischen wie auch an fiktionalen Texten, die im autobiographischen Stil verfasst sind, gehen die Beiträge exemplarisch der Frage nach, wie jeweils die Identität des Ich-Erzählers konstruiert ist, welche inhaltliche Verfasstheit die vorstellig gemachten unterschiedlichen Identitätskonzepte auszeichnet und wie sie mit sprachlichen und erzähltechnischen Mitteln für Plausibilität werben. Gemeinsam ist den Fallbeispielen die immanente Notwendigkeit, die mit der Erzählperspektive gesetzte Subjektivität der Erzählung zu überführen in einen objektive Geltung beanspruchenden Blickwinkel. […]

Die Aufsätze sind entstanden im Zusammenhang mit einem Workshop des Promotionsstudiengangs
„Sprache – Literatur – Gesellschaft. Wechselbezüge und Relevanzbeziehungen vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart“ an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, der im Januar 2012 stattgefunden hat.

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Johannes Brambora, Studium der Germanistischen Literaturwissenschaft und der Philosophie. Mitglied im Promotionsstudiengang Sprache –Literatur – Gesellschaft der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Arbeit an einer Dissertation zum Thema Soziale Deutungsmuster des ökonomischen
Umbruchs in der Literatur. Deutsche Soziale Romane vom Vormärz bis zum Naturalismus.

Stephanie Bremerich ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin (in Vertretung) am Lehrstuhl für Neuere deutsche Literatur und Literaturtheorie am Institut für Germanistik der Universität Leipzig. Studium der Germanistik, Kunstgeschichte und Allgemeine & Vergleichende Literaturwissenschaft in Leipzig und Prag. Forschungsinteressen sind Narratologie, Intermedialität, Fiktionstheorie, Diskurstheorie und Themen-/Motivforschung in plurimedialen Kontexten (insbesondere Armutsikonografien, Dichterbilder). Arbeit an einer Dissertation zum Thema Erzähltes Elend – Autofiktionen von Armut und Abweichung bei Prof. Dieter Burdorf (Leipzig).

Susanne Drogi, Studium der Germanistischen Literaturwissenschaft, Sprechwissenschaft und der Psychologie. Mitglied im Promotionsstudiengang
Sprache – Literatur – Gesellschaft der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Arbeit an einer Dissertation zum Thema Macht ihr eure Wende! – Wende und Wiedervereinigung in der aktuellen Kinder- und Jugendliteratur– Ausprägungen der Erzählstrategie inszenierter Naivität.

Dr. Nico Elste, Studium der Germanistischen Sprach- und Literaturwissenschaft. Juni 2012 Promotion im Rahmen des Promotionsstudiengangs Sprache – Literatur – Gesellschaft an der Martin- Luther-Universität Halle-Wittenberg mit einer Dissertation zum Thema Von der Migration zur Integration. Literarische Konstruktionen von Kultur und Kulturkonflikt in der deutsch-türkischen Literatur nach ‘89. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Germanistischen Institut der MLU Halle-Wittenberg.

Dr. Sibylle Goepper, Studium der Germanistik in Grenoble und Berlin. Promotion an der Universität Lumière Lyon 2 zum Thema Polemiken der
„zweiten Dissidenz“.
Zu Stellungnahmen übergesiedelter DDR-Autoren während des Literaturstreits der Neunziger Jahre. Seit 2011 Senior Lecturer an der
Universität Jean Moulin Lyon 3. Forschungsschwerpunkte: Deutsche Literatur ab 1945 (Schwerpunkt DDR-Literatur); Theorie des literarischen Felds; Gender Studies; Gattungstheorie.

Diana Hillebrand, Studium der Germanistik, der englischen Literaturwissenschaft und der Kunstgeschichte an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität
Greifswald, den Universitäten Konstanz und Halle. Mitglied im Promotionsstudiengang Sprache – Literatur – Gesellschaft der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Arbeit an einer Dissertation zum Thema Die konservierte Zeit. Geschichte als Ästhetik – konservative Schreibweisen in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur.

Franziska Hoffmann-Preisler, Studium der Deutschen Philologie, Politik-und Rechtswissenschaft (Öffentliches Recht) an der Freien Universität Berlin und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Mitglied im Promotionsstudiengang Sprache – Literatur – Gesellschaft der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Arbeit an einer Dissertation zum Thema Urbane Identitäten in der Literatur der Postmigration. Weitere Forschungsinteressen: Literatur und Comedy der (Post)Migration, Großstadtliteratur, Deutsch als Fremdsprache.

Prof. Dr. Andrea Jäger, Professorin für neuere und neueste Literatur am Germanistischen Institut der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Sprecherin des Promotionsstudiengangs Sprache – Literatur – Gesellschaft. Forschungsschwerpunkte: Literatur des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, insbesondere Literatur und Ästhetik des Bürgerlichen Realismus, der Weimarer Republik, der DDR, Literatur nach dem Systemumbruch, Diskursmuster und Ästhetik von Massenphänomenen.

Eva Kowollik, Studium der Slavistik und Germanistische Literaturwissenschaft in Halle. Mitglied im Promotionsstudiengang Sprache – Literatur – Gesellschaft der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Arbeit an einer Dissertation zum Thema Geschichte und Narration. Fiktionalisierungsstrategien bei Radolav Petković, David Albahari und Dragan Velikić. Publikationen zur zeitgenössischen serbischen Literatur und deren Rezeption.

Anett Krause, Studium der Germanistik und Politikwissenschaft an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Arbeitete als Projekt- und Regieassistentin und Produktionsdramaturgin am Thalia Theater Halle. Mitglied im Promotionsstudiengang Sprache – Literatur – Gesellschaft der
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Arbeit an einer Dissertation zum Thema Abfall für alle? Die Geburt der Popliteratur aus dem Geiste ihrer
Debatte.

Gudrun Lörincz, Studium der ungarischen Philologie, Germanistik und Hispanistik sowie Deutsch als Fremdsprache in Cluj Napoca, Saarbrücken
und Leipzig. Mitglied im Promotionsstudiengang Sprache – Literatur – Gesellschaft der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Promotionsstipendiatin der Hans-Böckler-Stiftung. Arbeit an einer Dissertation zum Thema Erinnerungstopographische Identitäts- und Gedächtnisstrategien bei transkulturellen Autorinnen.

Annemarie Matthies, Studium der Soziologie, Germanistischen Literaturwissenschaft und Ethnologie in Halle, Leipzig, Cluj-Napoca und Bukarest. Lehrkraft für soziologische Theorie am Institut für Soziologie an der MLU Halle-Wittenberg. Mitglied im Promotionsstudiengang Sprache – Literatur – Gesellschaft der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Arbeitet an einer Dissertation zum Thema Arbeit und Arbeitslosigkeit in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur nach 1989.

Gabriela Vojvoda-Engstler, Studium der Ostslavischen und Südslavischen Philologie an der Universität des Saarlandes/Saarbrücken, wo sie als Lehrbeauftragte für Kroatisch, Serbisch und Bosnisch tätig war. Seit 2008 Arbeit an einer Dissertation im Bereich Südslavische Literaturwissenschaft mit dem Arbeitstitel Raum und Identitätskonstruktion im Erzählen Dževad Karahasans an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Von 2009-2010 Teilnahme am Forschungsprojekt „Literatur und postsozialistische Transformation. Die Rolle serbischer Literatur in den politischen und kulturellen Diskursen am Ende des 20. Jahrhunderts“ der Martin-Luther-Universität und des Instituts für Literatur und Kunst in Belgrad. Sie untersuchte den NIN-Preis in der Ära Milošević. Aktuell ist sie in der Gastprofessur Europaicum der Universität des Saarlandes beschäftigt.